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Werbung versus Adblocker – So illegal und schädigend wie eine Raubkopie?

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Es blinkt, es blitzt – man wirbt mit fiktiven Gewinnen oder Gewinnmöglichkeiten. Produkte werden in wenigen Schlagworten auf Pixel-Feldgröße angepriesen. Youtube schaltet vor monetarisierte Videos Werbung. Doch all das muss nicht sein: Millionen von Internet-Usern benutzen Browser-Erweiterungen, welche Werbung ausblenden. Eine davon ist Adblock Plus. Doch die ist seit einer Woche schwer unter Beschuss geraten - weil sie Werbung zulässt.





Das Konzept von Adblockern – und die Interpretation von Adblock Plus
Werbung nervt. – Egal ob  im Internet  oder im Fernsehe.  Sie nervt in der Öffentlichkeit und auch auf unseren Smartphones. Im Falle des Fernsehens können wir Sendungen aufnehmen und beim Wiedergeben die Werbung vorspulen. In der Öffentlichkeit können wir tatsächlich nur eins: weg schauen. Auf Smartphones  und PCs ist es durch Werbe-Blocker möglich, gänzlich auf Werbung zu verzichten. Im Falle von Adblock Plus heißt das: Wir blenden die Werbung aus, außer sie ist akzeptabel.  Die User stimmen darüber ab, welche Werbung akzeptabel ist, und welche nicht. Sagt Adblock Plus. 

Die Kraft hinter Adblockern
Und User haben Programme wie Adblock Plus genug: 15 Millionen User nutzen Adblock Plus – allein bei Firefox.
Adblocker erfreuen sich also großer Beliebtheit und dadurch entfalten sie eine nicht zu unterschätzende Wirkung, den diese „kleine“ Browser-Erweiterung hat es in sich:
Werbung im Internet finanziert Webseiten.  Sie ermöglicht kostenlosen Content. Aufstrebende sowie etablierte Seiten greifen bei der Finanzierung ihres Web-Auftritt auf den Erlös der Werbung zurück. Man könnte somit sagen: Werbung auf Internet-Seiten ist nötig. Ohne diese Werbung müssten  wir auf etlichen Content verzichten. Die Millionen User von Werbeblockern nehmen somit in Kauf, dass kleine Websites im Internet schließen müssen, da ihr Betrieb schlicht nicht rentabel ist.
Immer mehr Websites schalten Bilder, die an den User appellieren, ihren Werbe-Blocker auszuschalten: „Schade, dass du einen Werbe-Blocker benutzt. Wenn du uns trotzdem unterstützten möchtest, klicke hier.“
So, oder so ähnlich klingen die Anzeigen. Manche Foren schalten gar einen 10 Zeiler über ihr Board um darauf hinzuweisen, dass die tägliche Lektüre ohne die Einnahmen aus der Werbung bald geschlossen werden muss. Die schöne werbefreie Welt – der Untergang des Internets? Soweit möchten wir natürlich nicht gehen. Eine Gefahr ist sie allerdings auf jeden Fall – wenn es nach der Werbe-Industrie geht.

Wir bei der Nerdbench benutzen auch einen Werbeblocker – bis letzte Woche Adblock Plus. Doch dann schaltete Sascha Pallenberg von Mobilegeeks.de einen Artikel online, der uns den Kinnladen auf den Tisch hat fallen lassen. 

Und alles hat mit den „Acceptable Ads“ zutun, die Adblock Plus vor einigen Jahren eingeführt hat. Acceptable Ads sind Ads, die einen nicht stören – Sie sind unaufdringlich, blinken nicht, basieren nicht auf Flash-Technolgie und werden somit  als akzeptabel eingestuft. Des Weiteren gibt es Bestimmungen über die Größe, wo eine Werbung angezeigt werden darf und das sie als solche gekennzeichnet wird.  Solche – in den Augen von Adblock Plus-  unscheinbaren Werbe-Fenster werden dem User dann trotz eines aktiven Adblockers angezeigt.
Laut Anbieter Adblock Plus führen Whitelists dazu, dass auch andere Betreiber von Websiten sich angeregt fühlen sollen, auf nervende Werbung zu verzichten – um auch als nicht-nervend eingestuft zu werden. Adblock Plus erkennt hier seine Wirkung: bei steig steigender Beliebtheit können kleinere Websites untergehen – weil ihnen schlicht das Geld fehlt, um weiterzumachen.

Nun bietet Adblock Plus an, diese Funktion zu deaktivieren. Sie selbst geben zu, dass nur eine geringfügige Anzahl der User jemals Standardeinstellungen in Programmen deaktiviert. Damit sich aber „Acceptable Ads“ durchsetzen, müssen sie auch genutzt werden. Menschen, die Werbung wirklich gar nicht sehen wollen – böse Zungen würden behaupten, das wären die User, die sich einen Adblocker in erster Linie herunterladen – können die Funktion deaktivieren.

Große Aufmerksamkeit durch #Aufschrei der Verlage
Wir erinnern uns zurück: Vor einigen Wochen noch riefen große Nachrichten Portale dazu auf, Adblocker zu deaktivieren, damit ihnen nicht die Werbe-Einnahmen entgehen. Die Aktion schlug um und Ablock Plus bedankte sich am Ende des Tages bei den Portalen.
Bedanken? Ja! Der Aufruf den Werbeblocker zu deaktivieren hat dazu gesorgt, dass Ablock Plus 129 mal mehr Downloads zu verzeichnen, als noch am Tag zuvor.
Die PR durch die Zeitungs-Verlage hat die Useranzahl direkt ansteigen lassen. Solche Aktionen bringen Programmen wie Adblock Plus ohne großen Aufwand direkt viele User mehr ein.

Werbung stört auch auf dem Smartphone, aber…
Der Standpunkt Werbung nervt ist klar. Wir würden lieber für Apps bezahlen, anstatt durch Werbung unseren Traffic aufzubrauchen.
Andererseits sind Android User dankbar für ihre kostenlose Apps, die über Werbung finanziert wird (Wer klickt eigentlich überhaupt auf Werbe-Fenster, wenn nicht ausversehen?) Andere findige User möchten über kostenlose Apps in Verbindung mit einem Werbeblocker die ganzen Vorteile einer App, ohne störende Werbung erfahren.

Ist Werbung auf dem Smartphone legitimer?
Nein, sicher nicht. Eventuell braucht das System einfach eine gewisse Veränderung. Paymium Apps, die keine Werbung beinhalten aber eben einen Betrag kosten und kostenlose Apps, welche sich über Werbung finanzieren. Dann kann jeder User selbstentscheiden, welche der beiden Anwendungen er installiert. Im letzten Fall hätte sich der User dann selbst dafür entschieden, Werbung zu sehen, und dürfte sich nicht mehr darüber beschweren.
Oder er installiert einen Werbeblocker, und hat dieselben Vorteile wie die Paymium Kundschaft.

Egal ob mobil oder nicht, geblockte Werbung nimmt jemanden Geld weg. Werbung überall nimmt aber auch dem „Kunden“ die angenehme Web-Erfahrung weg. Werbe-überlastete Seiten / Apps werden zumindest in der Nerdbench-Redaktion weniger aufgerufen.

Die andere Seite der Medaille
Das eigentliche Problem – das fehlende Geld – wird nun von den betroffenen immer stärker angesprochen: Die Webseiten gehen dazu über,  Adblocker zu erkennen und den User abzustrafen dafür, dass er einen Adblocker verwendet. Das Internet läuft also für einen User mit Adblocker in Zukunft eventuell nicht mehr so störungsfrei ab, wie er das bisher gewohnt war.
Die Seitenbetreiber kann die Nerdbench selbst verständlich verstehen: Sie schalten die Werbung schließlich nicht, um uns zu nerven (auch wenn einem das so vorkommen kann) sondern um sich zu finanzieren. Hier wollen Menschen ernährt, Leben geführt werden, mit Hilfe der Werbung.

Beide Seiten zusammenführen?
Adblock Plus sieht eine Verantwortung in ihrem Tun. Sie fühlen sich verantwortlich mit ihrer Browser-Erweiterung. Sie sind agieren mit ihrem erlaubten Werbeanzeigen als Schiedsrichter. Man möchte allerdings meinen, dass das nicht die Intention eines Werbe-Blockers sein sollte.
An sich sollte ein Programmierer hinter der Arbeit stehen, die er vollbringt: Schreibe ich eine Adblock-Software, muss ich auch damit rechnen, dass sie benutzt wird, um Werbung auszublenden (auch wenn das vielleicht etwas überraschend kommen mag.). Und die User sind natürlich daran interessiert, wirklich keine Werbung zu sehen. Sonst würden sie, wie auch wir von der Nerdbench, absteigen und auf ein Programm übergehen, das dies konsequenter durchführt – und gar nicht erst daran denkt, Werbung durch zu winken.
Wir wollen beim Installieren eines Adblockers schließlich nicht nur ein bisschen Werbung sehen, wirwollen gar keine Werbung sehen! Schluss, Aus, Ende.

Wer einen Werbeblocker installiert hat zwei Möglichkeiten: er spendet Geld an seine Lieblingsseiten und unterstützt sie so - oder er ihm sind die Konsequenzen egal und er ignoriert die Folgen seines Handelns. Adblock Plus selbst rät, einfach einen Paypal-Spende-Button auf der Seite einzurichten.
Welche Option hiervon nun die bessere Methode ist – womit man selber besser leben kann, dass muss jeder für sich entscheiden.

Wir sind nicht die, die richten dürfen oder sollten darüber, wer sich dafür entscheidet, die Werbung auszublenden. Werber und Mensch, mit Werbung zu Käufen inspiriert werden soll, werden sich so schnell sicher nicht einig.

Was nun?
Wir von der Nerdbench werden auch weiterhin einen Adblocker verwenden. Die Nerdbench hat sich Adblock – ohne Plus – auf ihren Rechnen installiert und blendet auch weiterhin Werbung auf Websites aus. Unsere Smartphones sind gerooted und zeigen ebenso keine Werbeanzeigen in Apps an.
Nerdbench selbst ist eine kostenlose Seite, ohne Werbung (von unserer Seite aus) gelagert auf Blogspot.
Werbung – wollen wir nicht! Wir wollen sie weder sehen noch an euch weiter reichen. Wir schreiben Nerdbench (und drehen Nerdbench auf youtube.com/nerdbench ) aus Spaß an der Arbeit.

Für Adblock Plus hat der Beitrag auf MobilesGeeks weitreichende Folgen, die vorallem die Userschaft betreffen wird. Wer selbst nochmal genauer nachlesen kann, kann sich auf den Quellen von MobileGeeks  (1)(2) noch einmal gründlicher in die Materie einlesen. 

Selbst die ARD hat sich der Sache angenommen: Dabei raus gekommen ist ein Beitrag mit einem Interview mit Sascha Pallenberg und auch Till Faida für Adblock Plus:



Die Eingangsfrage
Die Nerdbench hat sich beim Schreiben des Artikels immer und immer mehr von der eigentlichen Thematik, der Post von S. Pallenberg auf mobilegeeks, zu einer ganz eigenen Fragestellung bewegt, die wir letztendlich auch als Überschrift verwendeten: Die Werbung  versus Adblocker – Sind, oder sollten, sie so illegal und schädigend angesehen werden wie eine Schwarzkopie (Raubkopie)? Die Frage kann die Nerdbench nach ausführlicher Diskussion noch nicht beantworten. Adblocker säubern das mit Werbung überlagerte Internet. Sie sorgen für eine angenehme User-Experience auf unserer Seite. Sie sorgen aber auch für Einkommensverlust – und in Anbetracht der Userzahl in hohen Mengen. Sie rauben die Werbemöglichkeit von Website-Betreuen und führen im schlimmsten Fall zu geschlossenen Websites.

Was haltet ihr von Ad-Blockern? Verwendet ihr selbst einen oder habt ihr bisher einen verwendet? Wie seht ihr die Konsequenzen von Werbeblockern? Handelt Adblock-Plus mit ihrer White-List richtig? Sollte ein Internet-User überhaupt Werbung blockieren dürfen? Schreibt es uns in die Comments!


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