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Die Nerdbench Redaktion war bereits seit Wochen gespannt: endlich würde das Android/ iOS Spiel „Ich, einfach Unverbesserlich: Minion Rush“ auf unseren Smartphones landen. Begeistert fingen wir an das „Freenium“-Spiel an zu daddeln, nur um festzustellen – so kostenlos sind manche Spiele, und vorallem das besagte „Minon Rush“ gar nicht. In diesem Artikel möchten wir anhand von „Minion Rush“ darstellen was Spieler, aber auch vor allem Eltern zu beachten haben.
Kurz-Info zum Spiel
Bei „Minion-Rush“ handelt es sich um ein typisches Endless-Running-Game wie bei „Temple Run“ oder „Subway Surfers“. Der Spieler steuert einen Minion, die kleine gelben Bananen liebenden Helfer von Gru. Die Minions müssen in der Fabrik – aber auch der liebevoll gestalteten Stadt Hindernissen ausweichen und ganz, ganze viele Bananen aufsammeln. Zusätzlich kann der Spieler im kostenlosen Spiel weitere Fähigkeiten für seinen Minion kaufen. Richtig gelesen, kaufen.
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Farbenfroh und neu: Minion Rush im App-Store und in Google Play |
Die App ist umsonst – auf den ersten Blick
Der typische Android User erfreut sich stets daran, dass iOS Anwendungen, wie Spiele oder andere nützliche Dinge, kostenlos seien. Man muss zwar mit Werbung leben, aber dafür hat man ein kostenloses Spiel. Die Werbung übersieht man ja eigentlich auch ganz schnell – oder verbannt sie per Root Zugriff direkt ganz aus den Augen in dem man einen Ad-Blocker installiert. Doch seit mehreren Jahren hat sich eine Unsitte eingeschlichen, die heute leider Alltag geworden ist: Eine Anwendung ist zwar auf den ersten Blick umsonst, allerdings muss bzw. kann man andere Inhalte nach kaufen. Mit den nachgekauften – und unter Umständen teuer bezahlten – Zusatz-Features kann man das Spiel besser oder schneller lösen als Spieler, die auf die zusätzlichen Features verzichten. Kauft man in einer Anwendung etwas, ohne den App-Store oder Playstore zu besuchen, so nennt man dies einen „In-App-Kauf“.
Bei Google Play wird der Kauf dann direkt über die hinterlegte Kreditkarte getätigt und schon kann man die neuen Features nutzen.
Diese Features lässt sich der Publisher aber teuer bezahlen: Ein ganzer Geldspeicher an Münzen für „Minion Rush“ kostet sage und schreibe 44 Euro. Vier-und-vierzig-Euro. Das ist so viel wie Fifa 13 für die PS3, oder auch der Preis für ein gerade noch so funktionierendes Apple iPhone 3G.
Die Vorteile durch In-App Käufe
Diese Münzen helfen einem das ganze Spiel durch: man kann sich wiederbeleben, und/oder damit eine höhere Highscore erreichen, man kann Fähigkeiten und Kostüme erkaufen, die wiederrum Fähigkeiten besitzen. Man kann sich den Vorsprung zu den anderen Usern, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen (wollen), erkaufen.
Bei Spielen wie Simpsons Tapped Out scheint das Verhältnis von Free-to-play-Inhalten zu Premium-Vorteilen ausgewogener: man braucht zwar deutlich länger für Spielzüge, aber kommt ebenso ans Ziel wie ein Spieler, der sich mit In-App-Käufen den Springfield-Bau finanziert.
Spiele, die grundsätzlich kostenlos im App-Store oder Google Play verfügbar sind – aber mit Geld zu einem besseren Spielerlebnis geführt werden können bezeichnet man allgemein als Freemium. Dies ist eine Wort-Kreation aus „free“ und „premium“.
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Der Nerdbench Minion wirkt grummelig: Von uns kriegt er kein Geld! |
Die Nachteile, wenn man auf In-App-Käufe verzichtet
Bei „Minion Rush“ ist dies nicht der Fall: Die Nerdbench Redaktion hat „Minion Rush“ das Wochenende über für einen später erscheinenden Testbericht genau unter die Lupe genommen: Ab einem gewissen Punkt war ohne den Zukauf von Features quasi Schluss.
Die Situation lässt sich so beschreiben: Man bekommt um eine höhere Anzahl an Punkten zu erreichen Aufträge für die Läufe. Umso mehr Aufträge man gelöst hat, umso mehr multipliziert sich die eigene Punktzahl bei den nachfolgenden Läufen.
Nun kommen, neben nervigen Facebook-Aufgaben, aber folgende Aufgaben-Stellungen in einem Lauf dran:
„Belebe dich mindestens zweimal wieder!“
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Für diesen Minion kommt jede (kostenlose) Hilfe zu spät. |
Grundsätzlich heißt das: Der Spieler soll zweimal gegen ein Hindernis laufen, damit sein Spielzug endet, und sich dann wieder beleben, um dort weiter zu spielen, woher zuvor aufgehört hat.
Diese Wiederbelebung kostet allerdings Taler (10 Stück an der Zahl) und auch das Übespringen (skippen)der Aufgabe kostet Taler (sogar mit 35 noch einiges mehr als das Bestehen der Aufgabe).
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Auch für das Überspringen von Aufgaben müssen wir Taler hergeben. |
Da man aber gleichzeitig nur 3 Aufgaben für eine Runde (plus eventuelle eine Facebook-Challenge) erhalten kann, blockt eine somit unlösbare Aufgabe einen eventuell besser lösbaren Auftrag und verhindert, dass man weiterkommt.
Der Trick mit den Münzen
Nun gibt es aber – in einem gewissen Rahmen – die Möglichkeit doch an Taler zu kommen:
Zum einen gibt es täglich ein paar Taler umsonst, die auf der Rennstrecke liegen. Die Nerdbench Redaktion fand täglich einen gnädigen Taler von Gameloft.
Dieser doch recht zähe Prozess (für die oben angesprochene Wiederbelebung bräuchte man somit 20 Tage) kann aber beschleunigt werden: Der Spieler hat die Möglichkeit, aus der App heraus verschiedene andere Anwendungen zu installieren oder Videos zuschauen, Dinge zu bestellen, und schon bekommt er etliche gratis Taler.
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Um kostenlose Taler zu bekommen, installieren wir auch mal andere Apps. |
Dies funktionierte im Test in 2 von 3 Fällen. In einem Fall mussten wir ein Ticket aufsetzen um an die fehlende Belohnung dran zu kommen. Auf die Beantwortung wartet die Nerdbench seitdem.
Doch warum bekommen wir für das Installieren von anderen Anwendungen Taler, die wir doch sonst so teuer bezahlen müssen?
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Dafür waren auch "nur" 160 MB Daten zu downloaden. |
Hierwerden aktiv andere Apps beworben, die ausprobiert werden müssen, damit die Taler auf das Konto wandern. Von Uno müssen wir zum Beispiel eine Runde spielen, bei anderen Anwendungen muss man in einen bestimmten Level kommen – all das geht trotzdem schneller als auf den täglichen Gratis-Taler zuwarten.
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Die Beträge sind eher klein. |
Natürlich kann man Taler auch gewinnen: Nimmt man an der wöchentlichen Challenge-Teil, so kann man je nach Platzierung (Top 10, 100 und 1.000) auch Taler gewinnen. „Minion Run“ ist nun erst seit knapp einer Woche im App-Store gelandet und trotz reichlichem Üben reicht es für die Nerdbench Redaktion trotzdem nur für einen Platz in den Top…. 3.000.
Die Frage an den Hersteller
Die Nerdbench fragt sich an dieser Stelle: Sollte eine App, die – gerade im Fall von „Minion Rush“ – als Zielgruppe eine Altersklasse hat, die nur bedingt geschäftsfähig oder geschäftsunfähig ist, so teuer sein? Sollte eine App, die so teuer sein kann, nicht mit einer Altersbeschränkung versehen werden?
Warum entscheidet sich Gameloft dafür, eine App zu einem Film der eindeutig jüngere Menschen anspricht mit solchen Falle zu spicken? Immerhin: bei den Euro Preisen steht: „(Kostet echtes Geld)“.
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Fast jeder Bildschirm lädt zum Geld-Ausgeben ein |
Die Trainer-Falle
Im Web kursieren, auch für „Minion-Rush“, bereits zahlreiche vermeidliche Trainer, die für unbegrenzt Taler (oder auch im „Minion-Rush“-Fall: Bananen) sorgen. Ohne Jailbreak und Root-Zugriff soll es möglich sein, die Anwendung zu verbessern und Spielbarer zu machen.
Die Nerdbench-Redaktion warnt ausdrücklich vor solchen dubiosen Angeboten, die meist ein schön gestaltetes Youtube-Video (oder sogar eine Website) bieten. Was das Programm auf dem Handy schreibt oder liest, ist nicht ersichtlich. Statt (oder während) es die Minion-Taler umschreibt könnte der Trainer auch direkt noch das richtige Geld vom Konto abziehen.
Im Falle von Simpsons Tapped-Out, aber auch Temple Run, gibt es in einschlägigen Foren modifizierte Versionen der Spiele. Diese lassen sich nicht problemlos updaten und werden wenn überhaupt mit Verspätung gepatched und auf den aktuellen Stand gebracht. Auch hiervon rät die Nerdbench ab: Im schlimmsten Fall wird das Benutzerkonto wegen Cheaten gesperrt und Springfield muss erneut neu aufgebaut werden. Das wäre doch schade, oder?
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"Kostet echtes Geld" - Immerhin diesen Hinweis gibt es. |
Warum In-App-Käufe / Fazit
Sicherlich spielen bei In-App Käufen Raubkopien eine Rolle: Hochpreisige Spiele wurden auf iOS sowie auf Android stets in verschiedenen Tauschbörsen angeboten. Das macht natürlich das Geschäft der Entwickler kaputt und führt dazu, dass Spiele Studios im schlimmsten Fall schließen müssen. Einige Hersteller stellen ihre Spiele direkt auf kostenlos um: Sie wurden sowieso mehr raubkopiert als gekauft.
Das ist natürlich keine Entwicklung, die wir gut heißen würden. Die Entwickler stecken Geld und Zeit in ein Projekt – und die Nerdbench findet, dass dies auch entlohnt werden darf und sollte. Die Entwickler verdienen mit ihren Apps Geld, ernähren Familie und bezahlen die Miete.
Selbst zu Studiums Zeiten haben wir es immer noch geschafft, die nötigen Apps, die wir täglich benutzen und auf die wir angewiesen waren - und sind - zu bezahlen.
Dies war mit einem Preis von 79 Cent (zu meist auf iOS, später 89 Cent) bis 9,99 Euro auch noch erträglich.
Software kostet schließlich Geld, egal ob sie auf einem 5 Zoll Display dargestelt wird, oder auf einem 24 Zoll Monitor.
Die dabei entstandene Preiserhöhung heißen wir allerdings auch nicht gut: Die Nerdbench Redaktion würde liebend gerne für „Minion Rush“ Geld bezahlen. Direkt! Fünf Euro, aber auch 10 wäre uns die App direkt wert.
Bei dem jetzigen Finanzierungsplan von Gameloft haben wir uns allerdings fest vorgenommen – und bisher auch tapfer geschafft – nicht einmal auf „kaufen“ zu drücken. Wir möchten faire Bedingungen und keine Konto leerende In-App-Kauf-Situation wie bei „Minion-Rush“.
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Kein Geschäft mit der Nerdbench: Wir brauchen keine kostenlose Wiederbelebung. Reden wir uns jedenfalls ein. |
An Eltern spielender Kinder:
Die Nerdbench Redaktion weißt hiermit ganz ausdrücklich auf die Möglichkeit hin, In-App-Käufe in iOS zu deaktivieren. Auch bei Android kann man wildes Einkaufen durch die Kinder verhindern, indem man das Passwort bei jedem Kauf eingeben muss. Verraten Sie Ihrem Kind auf keinen Fall Ihr Store-Passwort, um zu verhindern, dass auf Ihrer Kreditkarte ein hoher Betrag für Minion Rush oder ähnliche Spiele auftaucht.
Sprechen Sie mit Ihren Kindern über diese Fallen – lassen Sie sie im besten Fall nicht allein spielen. Es gab in der Vergangenheit schon mehrere Fälle, auch unter den Nerdbench Lesern, die über durch In-App-Käufe entstandene Rechnungen thematisieren.
Für unbeaufsichtigtes Spielen eignen sich Freemium Spiele wie „Minion-Rush“ nicht. Sollten Sie sich eine vermeintlich kostenlose App herunterladen, die auch Ihr Kind ansprechen könnte, wie beispielswiese „The Simpsons Tapped Out“ oder „Minion Rush“, informieren sie sich – zum Beispiel bei der Nerdbench – über das Kostenmodell und mögliche Fallen.